Bewegung in China und Deutschland

An den Aktienbörsen ist es im September zu einer Kurskorrektur gekommen. Ausgelöst von Sorgen um die Zahlungsfähigkeit des chinesischen Immobilienentwicklers Evergrande geriet der gesamte Aktienmarkt etwas ins Rutschen. Angesichts der inzwischen erreichten Bedeutung Chinas für die Weltwirtschaft gibt es Befürchtungen, die gesamte Volkswirtschaft dort könnte in eine Schwächephase beim weltweiten Wirtschaftswachstum hineinlaufen. Meldungen über Stromabschaltungen im Reich der Mitte nähren größere Sorgen.

Unübersehbar ist indessen, dass die kommunistische Partei ihre Ausrichtung verändert. Möglicherweise wird man sagen können, dass mit dem vom Ex-US-Präsident Donald Trump ausgelösten Handelsstreit mit China eine Zeitenwende eingeläutet wurde. Während nämlich die Vereinigten Staaten dem Wachstumsprozess in China lange Zeit eher teilnahmslos zugesehen hat, mutiert das Land spätestens mit dem Amtsantritt von Joe Biden zum zentralen Feld amerikanischer Außenpolitik. Dabei geht es keineswegs nur um wirtschaftliche Themen. Zunehmend rückt die militärische Rivalität der beiden Länder in den Mittelpunkt der Aufmerksamkeit. Vernehmbarer Ausdruck solcher Entwicklungen war zuletzt die Bildung einer Anglo-Allianz unter dem Namen AUKUS, die freilich in Frankreich für Ärger und Enttäuschung sorgte.

Aufsehen erregte Präsident Xi mit seinen Attacken auf prominente Großunternehmen wie z.B. Alibaba, Tencent oder Didi. Unter dem Namen `Wohlstand für alle` wünscht die KP eine stärkere Teilhabe der Bevölkerung an der Wohlstandsentwicklung in China. Ins Visier des Regimes geriet vor allem die Videospielindustrie sowie private Bildungsunternehmen.

Das Riesenreich musste zuletzt niedrigere Wachstumsraten melden. Gleiches gilt auch für die deutsche Wirtschaft. Ursächlich für die hiesige Wachstumsschwäche ist aber keineswegs die Lage in China, sondern hausgemachte strukturelle Probleme. Dabei ist etwa an die hohe Steuer- und Abgabenlast in Deutschland zu denken aber auch an die weiter gestiegenen Energiekosten, die sich mittlerweile zu einem bedeutenden Standortnachteil entwickelt haben. Schlimmer noch ist das Thema Demographie. Die Überalterung gepaart mit ungünstiger Migrationsstruktur sorgt zunehmend für eine Japanisierung der größten Volkswirtschaft Europas. Sollte diese Parallele stimmig sein, dann ist sehr langfristig von einer Dauernullzinspolitik auszugehen. Dabei kann es nur ein schwacher Trost sein, dass viele andere Mitgliedsländer der Europäischen Union keinen Deut besser aussehen.

Die mittlerweile hinter uns liegende Bundestagswahl macht die Lage nicht einfacher. Das Vermächtnis von Bundeskanzlerin Merkel ist nach sechzehn Jahre langer Sozialdemokratisierung eine personell und programmatisch ausgelutschte CDU, wobei eine Parallele zum Ende der Amtszeit Helmut Kohls unübersehbar ist. Wir wollen aber nicht vergessen, dass auf Kohl seinerzeit Gerhard Schröder folgte, der im Anschluss an zwei Chaosjahre mit der Agenda 2010 zum wichtigsten Wirtschaftsreformierer nach Ludwig Erhard aufstieg.


Ihre

Fondsmanager und Mitinvestoren

Dr. Christoph Bruns               Ufuk Boydak       

Chicago,                                    Frankfurt a.M. am 30.09.2021