Cherry AG: Entscheidende Millisekunden voraus

Nahezu jeder kennt das Logo mit dem angebissenen Apfel, aber wer kennt die Kirsche? Vielschreiber und Gamer wissen, wovon hier die Rede ist. Auf den Schreibtischen vieler Computernutzer finden sich Tastaturen und Mäuse der Cherry AG. Hinter dem zuweilen profan anmutenden PC-Zubehör steckt eine fast 70-jährige deutsch-amerikanische Geschichte voller Wendungen und Innovationen. Markus Herrmann, der Manager des Deutschlandfonds der LOYS AG, weist auf die Chancen hin, die ein vermeintliches Allerwelts-Produkt Anlegern bietet

Die ersten Mikroschalter wurden 1953 von Walter L. Cherry im Keller eines Restaurants in Illinois, USA, produziert. Mit dem wirtschaftlichen Erfolg in der Automobilindustrie kam der Expansionsdrang. In den 60er Jahren entstanden in Bayern und später in der Oberpfalz weitere Produktionsstätten für die wegen ihrer Präzision und Langlebigkeit gefragten Mikroschalter. Die feinmechanischen Qualitäten eigneten sich auch für den Einsatz in Computertastaturen. Als Cherry in den 70er Jahren mit der Produktion von Eingabegeräten begann, war die Informationstechnik eher dem Einsatz in Großrechenanlagen vorbehalten. Heute sind Tastaturen auf Schreibtischen, in Notebooks, aber auch in technischen Anlagen allgegenwärtig.

Taktile Feinmechanik

Cherry ist mit seiner 1983 patentierten MX-Technologie zu einem weltweit führenden Hersteller für Eingabeperipherie aufgestiegen. MX- Schalter sind technisch gesehen taktile ‚Taster‘, die bei der Signalübertragung über winzige vergoldete Schweißpunkte sowohl Druck als auch Geschwindigkeit des Anschlags unterscheiden können. In der Gaming- und E-Sports-Industrie, wo für die Spieler jede Millisekunde zählt, ein unschätzbarer Vorteil. Cherry positioniert sich hier als bevorzugter Zulieferer für fast alle Anbieter von Spezialtastaturen. Dem Markt für Gamingzubehör trauen Experten jährliche Umsatzsteigerungen zwischen 6 und 7 Prozent zu. Dazu tragen eine günstige Demographie und immer neue technische Finessen bei Computer-Spielen bei. Erfindergeist und feinmechanische Expertise haben eine weitere Neuheit hervorgebracht: Ultra-low profile switches, kurz ULP, genannt. Die Technik ermöglicht es, sehr flache, präzise Tastaturen zu bauen, die auch in Laptops Platz finden. Hier verfügt das Unternehmen gegenüber den Wettbewerbern über einen technischen Vorsprung von 2 bis 3 Jahren. Man befände sich, so der CEO Rolf Unterberger, damit an der Grenze des technisch Machbaren.

BSI-zertifizierte Technik

Zudem garantiert Cherry für die meisten seiner produzierten Schaltertasten über 100 Millionen Anschläge. Das macht die Tastaturen für industrielle Abnehmer wie Siemens, Bosch oder Bechtle interessant, bei denen es besonders auf Zuverlässigkeit und lange Einsatzzeiten ankommt. Eine steigende Nachfrage verzeichnet man auch bei Security Anwendungen. Das Unternehmen bietet vom BSI (Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik) zertifizierte Tastaturen mit Chipkartenleser für das Gesundheitswesen an. In Deutschland gibt es mit Ingenico aus Frankreich nur ein weiteres Unternehmen, dessen Chipkartenlesegeräte für den Einsatz in Arztpraxen oder Kliniken zertifiziert sind. Ingenico war ursprünglich auf Point-of-Sale-Lösungen, also Bezahlvorgänge an der Ladenkasse, spezialisiert. Nach seiner Übernahme durch den Zahlungsdienstleister Wordline investiert das französische Unternehmen nicht weiter in den Gesundheitsmarkt und überlässt Cherry damit das Feld für weiteres Wachstum.

Nischenanbieter mit attraktivem Endmarkt

Die Markteinführung innovativer Produkte hat dem Unternehmen eine Erlössteigerung von gut 30 Prozent seit dem Börsengang im Jahr 2021 beschert. Das spiegelt der Marktwert der Cherry AG von 190 Millionen nur unzureichend wider. Hintergrund der enttäuschenden Entwicklung sind Meldungen über einen Absatzstau bei Computerzubehör, vor allem bei den teureren High-End-Geräten, bei denen Cherry-Technologie eingesetzt wird. Die laufende Lagerbereinigung hemmt vorübergehend das gute Wachstum im margenstarken Gaming-Bereich, der gegenüber dem Markt für Büroanwendungen zyklischer ist.

„Vergleicht man die diesjährige Geschäftsentwicklung mit der in einem normalen Jahr, also vor der Corona-Pandemie, dann liegen Wachstum und Profitabilität unter den Niveaus von 2019.“ erläutert Markus Herrmann, Fondsmanager des Deutschlandfonds der LOYS AG. „Qualität und Markenwert der Cherry-Produkte ändern sich hierdurch jedoch nicht. Daher kann man eine Erholung der Marge im nächsten Jahr erwarten.“ Auf Basis der vom Unternehmen veröffentlichten Zahlen bleibt die heutige Profitabilität gemessen am EBITDA (Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen) mit 13 Prozent hinter den 20 Prozent von 2019 zurück. Zusammen mit einer Erholung des Umsatzwachstums auf eine Vor-Corona-Rate von 15 Prozent könnte der Börsenwert deutlichen Auftrieb erhalten.

„Im Moment werden solche Einschätzungen mit Argwohn gesehen, nachdem die Stimmung der meisten Aktienkäufer im Keller ist. Langfristige Anleger schauen durch den Börsenzyklus hindurch. Es zählen die Qualität des Geschäfts und des Managements eines Unternehmens. Cherry bedient aus meiner Sicht eine wirtschaftlich sehr attraktive Nische, wo technische Innovationen höhere Margen bedingen.“ so Markus Herrmann. „Dagegen sind viele Small- und MidCap-Aktien im laufenden Jahr völlig undifferenziert abverkauft worden. Hinter diesen Transaktionen stehen jedoch oft Investoren, die nicht an den Unternehmen interessiert sind, sondern auf Trendwechsel zwischen Large- und SmallCaps setzen oder sich bei Unsicherheit auf indexnahe Positionen zurückziehen.“

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