Die Neunziger Jahre des letzten Jahrhunderts waren trotz robuster wirtschaftlicher Entwicklung nicht zuletzt von der Geißel der Arbeitslosigkeit gekennzeichnet. Als 1998 die Regierung unter Helmut Kohl von einer rot-grünen Regierung Schröder/Fischer abgelöst wurde, erklärte der neue Bundeskanzler, seine Amtszeit möge man an der Bekämpfung der Arbeitslosigkeit messen. Weil aber die Arbeitslosenquote auf zweistelligem Niveau verharrte, gewann Kanzler Schröder die Einsicht, dass umfassende Reformen auf den Gebieten Arbeit, Renten, Steuern, Kapitalmarkt etc. notwendig seien, um die Probleme in den Griff zu bekommen. Unter dem Namen „Agenda 2010“ wurden weitreichende und zugleich beispiellose Reformen ins Werk gesetzt, die in der Folge in Deutschland zu einer markanten Verbesserung der wirtschaftlichen Daten führten. Die Zahl der Arbeitslosen ging ab 2005 signifikant zurück. Die erfolgreiche „Agenda 2010“ führte gleichwohl zu einem Bruch zwischen großen Teilen der SPD und ihrem Bundeskanzler, so dass dieser bei einer vorzeitigen Neuwahl im September 2005 abgewählt wurde. Es war dann die bei den Wählern und Wählerinnen stets beliebte neue Bundeskanzlerin Angela Merkel, die die wirtschaftlichen Früchte der Schröder´schen Reformen erntete. Im Ganzen hatte sich gezeigt, dass CDU/CSU unter Helmut Kohl und Angela Merkel wenig Reformdrang besaßen und die SPD sich der „Agenda 2010“ in Zusammenarbeit mit den Gewerkschaften überwiegend verweigerte.
Heute sind CDU/CSU und SPD in der Regierung vereint und sehen sich abermals steigender Arbeitslosigkeit gegenüber. Nur ist die Lage heute noch schwieriger, als zur Zeit von Schröder/Fischer. Besonders tragisch ist dabei, dass der damalige Versuch, das deutsche Rentensystem um eine kapitalgedeckte Säule zu ergänzen (Riester-, Rürup-Rente) an konzeptionellen Mängeln jäh gescheitert ist. Unterdessen zerbarst der Generationenvertrag, so dass ein großer Teil der Renten heute aus dem Steueraufkommen bezahlt wird. Damit nicht genug: Die Energiewende in Deutschland, die international keine Nachahmer gefunden hat, führt zu sehr hohen Strompreisen und folgerichtig zu einer Abwanderung energieintensiver Produktion und Arbeitsplätze. Betroffen von der Deindustrialisierungsentwicklung sind neben der Schwerindustrie auch die ehemaligen Vorzeigebranchen Automobil- und Maschinenbau. In gewisser Weise sind Parallelen zur früheren Deindustrialisierung Großbritanniens und den USA erkennbar. Nur besitzt Deutschland nicht die Kapitalmarktkultur Großbritanniens und schon gar nicht die des Silicon Valley Amerikas. Stattdessen machen Überalterung, hohe Steuer- und Abgabenlasten, verfehlte Migrationspolitik, überbordende Bürokratie und Reformunwilligkeit der Parteien die Bundesrepublik gerade für qualifizierte junge Ausländer unattraktiv. Der rasante wirtschaftliche Aufstieg Chinas und der Ukraine-Krieg haben ihr Übriges getan.
Dem Deutschen Aktienindex konnte die beschriebene Abwärtsentwicklung bislang wenig anhaben. Dabei ist jedoch zu gewärtigen, dass die im DAX versammelten Unternehmen ihre Geschäfte überwiegend im Ausland betreiben. Auch sind die Besitzverhältnisse so, dass ausländische Investoren an den meisten börsennotierten deutschen Großunternehmen die Mehrheit besitzen. In der zweiten und dritten Börsenreihe sieht das anders aus. Wenngleich es dort gelegentlich an Internationalität ermangelt, finden sich in diesem Börsensegment manch interessante Okkasionen. Wie man an der vorzüglichen Wertentwicklung des LOYS Philosophie Bruns feststellen kann, nehmen wir die Gelegenheiten konsequent wahr.
Ihre
Fondsmanager und Mitinvestoren
Dr. Christoph Bruns Ufuk Boydak
Chicago, Frankfurt a.M. am 30.09.2025